Zwischen Abschied und Aufbruch – den Übergang in den Ruhestand bewusst gestalten

Wenn ich in meinen Seminaren zu Beginn die Frage stelle, wie nah oder wie weit weg sich der Übergang in den Ruhestand gerade anfühlt, erlebe ich fast immer ein ähnliches Bild: Einige Teilnehmende geben eine klare Antwort – sie zählen schon die Wochen oder Monate bis zum letzten Arbeitstag. Andere dagegen fühlen sich noch weit entfernt, obwohl dieser Wechsel vielleicht gar nicht mehr so lange hin ist. Doch die meisten pendeln zwischen beiden Polen. Einerseits spüren sie Vorfreude: endlich mehr Zeit für Reisen, Familie, eigene Projekte. Andererseits taucht Unsicherheit auf: „Was fange ich mit all der Zeit an? Werde ich etwas vermissen, wenn die gewohnte Struktur wegfällt?“

Diese Ambivalenz ist völlig normal – und genau hier beginnt der Prozess, den Übergang in den Ruhestand bewusst zu gestalten.

 

Warum der Übergang in den Ruhestand kein Selbstläufer ist

Reisen, Enkel, vielleicht ein Ehrenamt – viele Menschen denken: „Das wird sich schon von allein ergeben.“ Und tatsächlich tun sich im Ruhestand oft neue Möglichkeiten auf. Aber genau das macht es so leicht, den Übergang zu unterschätzen.

Psychologisch betrachtet gehören Lebensübergänge zu den einschneidendsten Erfahrungen überhaupt. Sie sind mehr als ein Wechsel im Kalender. Der Übergang vom Beruf in den Ruhestand verändert unsere Tagesstruktur, Rollen, Selbstbild und Beziehungen – und betrifft damit unser ganzes Leben.

  • Struktur: Plötzlich fehlt der feste Rhythmus von Arbeitszeiten, Projekten und Terminen.
  • Rollen: Wir verabschieden uns von der Rolle als Kollegin, Mitarbeiter oder Führungskraft – und suchen nach neuen Identitäten.
  • Selbstbild: Viele merken erst in dieser Phase, wie stark sie sich über ihre Arbeit definiert haben.
  • Beziehungen: Kontakte aus dem Beruf lockern sich, neue Netzwerke entstehen nicht automatisch.

Übergänge sind deshalb kein „Selbstläufer“. Sie sind ein sensibler Moment, in dem Orientierung und innere Klarheit entscheidend werden. Wer sich rechtzeitig damit auseinandersetzt, erlebt diesen Wechsel weniger als Bruch, sondern als Aufbruch. Genau hier setzen auch meine Seminare wie „Fit und aktiv in die Rente“ an, in denen wir diesen Übergang bewusst gestalten.

Es geht nicht darum, die Zukunft minutiös zu planen. Vielmehr darum, rechtzeitig die richtigen Fragen zu stellen: „Was will ich in mein nächstes Lebenskapitel mitnehmen? Wofür möchte ich Raum schaffen? Welche Träume warten noch darauf, gelebt zu werden?“

Genau hier liegt die Chance: Den Ruhestand bewusst gestalten heißt, Gestaltungsspielräume zu erkennen. Wer sie nutzt, erlebt die neue Lebensphase nicht als Bruch, sondern als Aufbruch in eine selbstbestimmte Zeit.

Orientierung im Übergang in den Ruhestand finden

Sich die wichtigen Fragen rechtzeitig zu stellen, ist der erste Schritt, um Unsicherheit und Angst in Klarheit und Zuversicht zu verwandeln. Denn wer seinen inneren Kompass kennt, kann auch in stürmischen Zeiten gelassen bleiben.

Mini-Reflexion für Sie

Nehmen Sie sich heute fünf Minuten Zeit und schreiben Sie spontan auf:

  1. Worauf freue ich mich in meinem Ruhestand oder in meiner nächsten Lebensphase am meisten?
  2. Wovor habe ich Respekt oder sogar Angst?
  3. Welche eine Sache möchte ich bewusst mitnehmen – und welche eine Sache darf ich getrost loslassen?

Ausblick: Dankbarkeit und Würdigung vor dem Ruhestand

Im nächsten Artikel geht es darum, warum es so wertvoll ist, das bisherige Leben zu würdigen – und wie Dankbarkeit für das Geleistete neue Kraft für den Aufbruch schenkt.

✨ Übergänge sind keine Nebensache. Sie sind Weggabelungen im Leben – voller Ambivalenz, aber auch voller Chancen. Wer den Übergang in den Ruhestand bewusst gestaltet, gewinnt nicht nur Orientierung, sondern auch neue Freiheit. Wenn Sie diesen Übergang nicht allein gestalten möchten, sondern in einem geschützten Rahmen reflektieren wollen, werfen Sie gern einen Blick auf mein Seminar „Fit und aktiv in die Rente“ .